Eine schwierige Aufgabe

Letzte Woche hatte ich einen Kontrolltermin im Brustzentrum. Darüber zu schreiben erscheint mir wichtig, denn ich bin sicher nicht allein mit dieser Erfahrung. Um darüber schreiben zu können, muss ich ein wenig ausholen. Vor ein paar Jahren verspürte ich phasenweise ein Stechen in der linken Brust. Dies hat mich sehr beunruhigt und ich bin mit diesem Anliegen zu meiner Frauenärztin gegangen. Meine Frauenärztin hat mich sogleich an ein Brustzentrum überwiesen. An die Gefühle aus dieser Zeit kann ich mich noch gut erinnern; Unsicherheit, Angst und Stress. Am liebsten wäre damals nicht zu diesem Termin gegangen. Meine Gedanken spielten verrückt und das Wartezimmer vereinfachte die Situation nicht. Dort angekommen hatte es überall Informationen zu Brustkrebs und zu Prävention. Das beeinflusste mein Wohlbefinden negativ. Zum Glück musste ich nicht all zu lange warten. Die Ärztin hat es geschafft mich ein wenig zu beruhigen. Sie war sehr einfühlsam. Beim Ultraschall hat man zwei kleine Zysten gefunden, die harmlos aussahen. Leider hat mich das nicht wirklich beruhigt, da ich dieses Stechen weiterhin spürte. So ergab es sich, dass ich in den vergangenen Jahren jährlich zur Kontrolle gegangen bin. Meine Ärztin hat viel Verständnis für meine Unsicherheit. Schlussendlich ist es so, dass sich nie etwas Negatives daraus entwickelt hat und ich den Abstand der Kontrollen verdopple. Die Zysten sind sogar kleiner geworden und die Ärztin hat den Verdacht, dass die Hormone etwas mit diesen Zysten zu tun haben. Aber das werden wir nie erfahren. 

Während einer dieser Termine sind wir auf meinen, damals noch aktiven, Kinderwunsch zu sprechen gekommen. Damals hatte ich noch Hoffnung und dieses und die weiteren jährlichen Gespräche waren mir nicht unangenehm. Jedoch war dies beim letzten Termin nicht mehr der Fall. Sie hat mich, wie jedes Jahr, darauf angesprochen. Meine Tränen liessen nicht lange auf sich warten. Es erscheint mir seltsam, dass ich mit ihr, einer fremden Frau, über den Abschied vom Kinderwunsch sprechen konnte. Ich habe es zugelassen. Meistens versetzt mich der Gedanke, dass ich jeden Moment darauf angesprochen werden könnte, unter Spannung. Ich vertraue nicht darauf, dass meine Mitmenschen Worte finden, die mir guttun. Aber diese Ärztin hat genau das geschafft. Ihre Worte und Formulierungen waren achtsam. Sie hatte kein Mitleid mit mir, sie zeigte viel Mitgefühl und Bewunderung für die Kraft, die ich aufbringen muss. Unter anderem hat sie davon gesprochen, dass ich "eine schwierige Aufgabe" habe. Ich mag diesen Ausdruck. Ja, es ist eine schwierige Aufgabe, die mir das Leben gegeben hat. In meinem Leben hatte ich schon einige schwierige Aufgaben und es werden noch mehr kommen, aber diese wird mich mein ganzes Leben begleiten.

Als ich das Brustzentrum verlassen habe, ist mir dieser Ausdruck lange im Kopf hängen geblieben und es kam mir der Gedanke, dass ich jetzt eine Aufgabe weniger bewältigen muss. Mit meiner Brust ist alles in Ordnung!