Erschöpfung

Seit ein paar Tagen fühle ich etwas Neues nebst der Trauer. Es gelang mir alleine nicht diese Gefühle einzuordnen. Meine Psychologin hat mir geholfen, dieses Neue zu erkennen. Als wir gemeinsam ein Wort dafür gefunden hatten ist es erträglicher geworden. Ich fühlte mich erschöpft! Das war für mich etwas ganz Neues. Zuvor habe ich schon viele schwierige, anstrengende und fordernde Momente in meinem Leben erlebt, aber wie schwierig sie auch waren, sie haben mich an meine Grenzen gebracht, aber nicht darüber hinaus. Ich bin stark, ehrgeizig, eine "Kämpferin".

 

Woher diese Erschöpfung kommt, scheint offensichtlich zu sein. Der lange Weg, der hinter mir/ hinter uns liegt war anstrengend. Auch während der aktiven Kinderwunschzeit war ich zwischendurch erschöpft, aber die Hoffnung hat mir immer wieder Kraft gegeben. Die Hoffnung ist weg und geblieben sind die Trauer und das Gefühl der Erschöpfung. Können sich Gefühle auch aufstauen?

Es war bei der Arbeit, als ich gemerkt habe, dass sich bei mir etwas verändert hat. Denn es gelang mir bei der Arbeit nicht mehr, die Trauer beiseite zu lassen. Die Trauer ist in meinen "Schutzraum Arbeit" eingedrungen. Es gab immer Tage, an denen mich die Trauer bei der Arbeit begleitet hat, aber immer eher als stiller Beobachter. Aus dem stillen Beobachter ist aber ein lauter Begleiter geworden. Die Trauer lenkte mich von der Arbeit ab. Ich fühlte mich ausgelaugt... erschöpft. Seit dem Gespräch mit meiner Psychologin geht es mir besser. Mir hilft es zu wissen, was in mir passiert. Ich befinde mich auf einem neuen Weg, ein noch schwieriger Weg. Während der aktiven Kinderwunschzeit konnte ich handeln, die nächsten Schritte planen, ich hatte immer etwas zu tun. Jetzt ist eine Leere geblieben, die der Trauer viel Platz bietet. Trauern ist erschöpfend. Den Kopf über Wasser zu halten gelingt nicht jeden Tag und in jedem Moment gleich gut. Im Moment bin ich stolz auf mich, stolz darauf, dass ich trotz der Trauer funktioniere. Den Leerraum zu ertragen ist an manchen Tagen eine grosse Herausforderung. Der Artikel von Elaine über Zwischen- und Leerräume umschreibt meinen momentanen Zustand sehr treffend. Auch Ihre Worte haben mir dabei geholfen zu verstehen, was ich fühle. Ich bin immer wieder dankbar, dass auch andere Frauen über Ihren Abschied vom Kinderwunsch schreiben. Ihre Gedanken helfen mir dabei, die meinen weiterzuentwickeln oder zu verstehen.