Trauern

Mein Mann und ich trauern ganz unterschiedlich, aber das war mir lange Zeit nicht klar. Ich hatte angenommen, dass er auch darüber sprechen kann. Ich scheine eine typische Frau zu sein, die über alles sprechen will und auch über alles sprechen kann, nur nicht mit jeder Person. Wen ich an meiner Gefühlswelt teilnehmen lasse, entscheide ich sehr bewusst und überlege es mir lange.

Mein Mann trauert eher im Stillen und ohne Worte. Dies auszuhalten ist für mich manchmal schwierig, aber ich habe verstanden, wie wichtig es ist, dass ich ihm nicht meine Art des Trauerns aufzwinge. Wenn er traurig ist schweigen wir gemeinsam. Natürlich habe ich tausend fragen oder Gedanken, denen ich in solchen Momenten freien Lauf lassen könnte, aber ich tue es nicht mehr.... ich schweige. Wir kuscheln uns aneinander und jeder hängt seinen Gedanken nach. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerne wissen würde, über was er nachdenkt. Aber ich vertraue inzwischen darauf, dass er mit mir spricht, wenn er das Bedürfnis hat...und diese Momente gibt es.

Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich mir eingestanden habe, dass ich darüber sprechen muss. Meine Eltern waren, nebst meinem Mann, die ersten, mit denen ich noch während der aktiven Kinderwunschzeit über meine Gefühle gesprochen habe. Danach folgte eine Psychologin. Mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass ich bei ihr immer aufgestaute Gefühle herauslasse. Schon auf dem Weg zu ihr drückten die Tränen. Dies bedeutete für mich, dass ich noch öfter und mit anderen Personen darüber sprechen muss. Meine Trauer braucht mehr Platz! Ich hatte das Bedürfnis Freunde einzuweihen. Inzwischen gibt es in meinem Umfeld ganz wenige Menschen, die Bescheid wissen. Manchmal frage ich mich, ob es irgendwann mehr werden? Oder schaffen wir es eines Tages sogar, offen damit umzugehen?

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