Rückblick

Lange habe ich überlegt, ob ich den Blick zurück auf die Zeit des Kinderwunsches wirklich nochmals machen möchte. Die Antwort ist ja, zurückblicken gehört für mich zum Abschied dazu.

Mein Mann und ich haben uns über witzige Umstände kennen und lieben gelernt. Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, aber fast. An diese Tage und Wochen denke ich immer wieder gerne zurück. Es war eine aufregende Zeit. Nach wenigen Monaten sind wir zusammengezogen und nach zwei Jahren waren wir bereits verheiratet. Die Hochzeit war traumhaft... unser Traum, nicht klassisch, nicht in der Kirche, nicht in weiss, einfach genau wie wir sie uns vorgestellt hatten. Unsere Trauzeuginnen hatten das super gemacht! Er war und ist einfach der richtige Mann.

Mit Kindern wollten wir noch warten, da wir uns eine Eigentumswohnung gekauft hatten. Dann kam der Tag X, an dem wir beschlossen, dass wir so weit waren. Ich setzte die Verhütung ab und das folgende Jahr war nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Meine Mens kam sehr unregelmässig, ich hatte mehrere Blasenentzündungen und damals noch keine Ahnung von NFP. Nach ca. 7 Monaten habe ich mich an meine Frauenärztin gewandt, welche sofort Untersuchungen eingeleitet hat. Unser Wunsch war gross und wir hatten beide keine Bedenken gegenüber der Schulmedizin. Es folgten die üblichen Untersuchungen, bei denen nichts raus kam, ausser dass mein Zyklus unregelmässig war. Es folgten Inseminationen, welche zu keinem Ergebnis führten. Wir entschlossen uns noch weiterzumachen, wechselten die Klinik und kamen zu einem Kinderwunscharzt, der uns beide überzeugte. Ich wurde jedes Mal schwanger nach einer IVF, verlor den Embryo jedoch nach wenigen Wochen. Diese Verluste waren sehr schmerzhaft. Dass es jedoch klappen konnte, liess uns weitermachen.

Als es mir eine Zeit lang nicht gut ging und ich den Glauben in die Schulmedizin zu verlieren begann, habe ich mich für TCM entschieden. Das erste Mal interessierte sich in dieser Zeit jemand für meinen natürlichen Zyklus. Als erstes baten sie mich, einfach mal nichts zu tun und zu schauen was passiert. Es geschah etwas wundervolles, das mir wieder viel Hoffnung gab; mein Zyklus war wie im Bilderbuch und ist es bis heute geblieben. Ich habe tolle Temperaturkurven, einen Eisprung, einen regelmässigen Zyklus. Eine Zeit lang gab mir das richtig viel Aufschwung, aber der Herzenswunsch blieb unerfüllt und die Kraft für weitere IVF Zyklen blieb irgendwann aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwei Figuren auf meinen Schultern, eine wollte, dass ich weitermache und die andere Figur wollte mich dazu bewegen aufzuhören. Ich entschloss mich für einen letzten Untersuch, denn bis anhin wurde noch kein Grund gefunden, weshalb ich nicht schwanger wurde oder blieb, nicht bei meinem Mann und nicht bei mir. Diese Ungewissheit brachte mich dazu, mich auf Endometriose untersuchen zu lassen. Im Spital Baden wurde ich innerhalb kurzer Zeit untersucht und es wurde eine Endometriose Grad 2 gefunden. Wow, ich war verwirrt und glücklich zugleich. Verwirrt, weil sich bisher niemand für die Suche nach Endometriose interessiert hatte und glücklich, da endlich ein Grund gefunden war. Wir sollten es noch ein halbes Jahr lang auf natürlichem Weg versuchen.

 

Und da stehen wir jetzt. Die OP ist wenige Monate her und die Hoffnung ganz erloschen. Während den letzten paar Monaten habe ich mich bereits mit dem Ende der aktiven Kinderwunschzeit auseinandergesetzt. Ich beginne zu akzeptieren, dass wir keine Kinder haben werden. Schmerz, unendliche Trauer und Leere sind im Moment präsent.

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